Zu Hause lässt es mir keine Ruhe, wie war das nochmal mit Fred Gaiser und der Aiguille Noire? Im Internet finde ich einen Bericht im Sektionsblatt der Sektion Schwaben von 4/2015 „Große Bergfahrten in der Bergwelt des Mont Blanc – Ein Vortrag von Fred Gaiser“. Hier finde ich, was mir Hannes Gaiser vor Jahren erzählt hat. Fred Gaiser ist mit seinem Seilpartner vom Refuge de la Noire um 4 Uhr gestartet, beschwingt in 6 Stunden auf die Aiguille Noire geklettert, dort im Dülfersitz mit zwei 40-m-Hanfseilen 500 m oft senkrecht im unbekannten Gelände ohne Topo abgeseilt. Ein Biwak ist im Abstieg notwendig. Doch hier ist die Tour nicht zu Ende, unseren Blick von der Turiner Hütte habe ich vor Augen, hier beginnt erst die eigentliche Kletterei. „Noch ist der Himmel blau, aber Föhn und Wettersturz kündigen sich an.“ Der Grat ist lang, das Wetter wird schlecht, ein zweites Biwak „wahrscheinlich oberhalb des Grand Pilier d‘Angle“. Trotz aller Widrigkeiten erreichen Fred Gaiser und Bertl Lehmann den Gipfel Mont Blanc de Courmayeur (4748 m) und den Mont Blanc (4807 m), „mühsam und ohne Sicht, Abstieg, Spaltensturz, neuer Sturm, Blankeis, endlich dunkler Fels in einem Wolkenloch: die Vallothütte, Rettung, Freudentaumel“. Am vierten Tag Abstieg nach Chamonix, schon am Abend liegen sie am Genfer See und Fred Gaiser beendet seinen Vortrag „Leise plätschern die Wellen – Bootslichter bewegten sich auf dem See – der Wind trug fröhliche Laute ans Ufer – und in unseren Herzen sang und klang es: Monte Bianco – Monte Bianco“.
Gern wäre ich bei dem Vortrag dabei gewesen! Es ist für mich unvorstellbar, wie in der damaligen Zeit um 1935 solche Leistungen vollbracht wurden. Es gab keine leichte Ausrüstung, wie wir sie heute verwenden, keine Topprodukte der Bergsportindustrie, keine Highend-Schuhe mit Goretex-Membran – es gab ja noch nicht einmal einen „stink normalen“ Abseilachter…