An einer ca. 1,5 Meter breiten und recht tiefen, sich nach unten verjüngenden Spalte platzierten wir unsere Habseligkeiten und begannen unser Programm mit der Spaltenbergung mittels loser Rolle. Jeder durfte in die Spalte springen, jeder musste subjektiv viel zu schwere Opfer aus der Spalte ziehen – keiner musste trotz der eher ungemütlichen Witterung frieren! Die Selbstrettung mittels Rücklaufsperre (Garda, Micro Traxion etc.) / Münchhausentechnik bereitete hinsichtlich der körperlichen Belastung deutlich mehr Freude; allerdings stellte man mittels entsprechender empirischer Ermittlungen fest, dass nicht alle Rücklaufsperren geeignet erschienen – so wollte mit der Petzl – Steigklemme keine wirkliche Freude aufkommen… Es wurden Eisschrauben gesetzt, Abalakovs konstruiert und komplette Standplätze gebaut – diese Programmteile nahmen ca. vier Stunden und damit die Hälfte des geplanten Achtstundentags in Anspruch. Die gefühlt zweite Hälfte des Tages verbrachten wir mit Olis besonderem Schmankerl – dem “modifizierten Flaschenzug”. Das ausgewählte Bergungsopfer hieß Ellena und durfte lange, sehr lange, sehr sehr lange die Spalte von innen inspizieren und wollte nicht glauben, wie lange sich vier ausgewachsene Männer, darunter mehrere Ingenieure ihres Zeichens, mit einer an sich simplen Konstruktion auseinandersetzen mussten. Allein, das Opfer durfte ja nicht aufbegehren, da per definitione zur Ohnmacht bzw. passiven Hilflosigkeit verdammt. Immerhin, nach einiger Tüftelei mit viel zu vielen Seilsträngen, der Verwendung diverser Rücklaufsperren und letztlich dem Einsatz zu hoch dosierter Muskelkraft konnten wir das zwischenzeitlich unterkühlte Opfer aus der misslichen Lage befreien. Natürlich musste zum Abschluss die Konstruktion mittels diverser Trockenübungen perfektioniert werden, um mit gutem Gewissen den Rückzug zur Hütte antreten zu können.