Wir beschlossen dann, am nächsten Tag etwas zu ruhen und mit den Ski nur die etwa 800 Hm bis zum Bergschrund der Aig. Verte und Aig. du Jardin zu gehen, um uns die jeweiligen Couloirs und deren Einstieg anzusehen. Nachdem wir feststellten, dass die Rinne hinauf zum Sattel zwischen Jardin und Rocheuse noch nicht begangen wurde und auch noch recht viel Schnee drin lag, war klar, dass wir nur die Aig. Verte mit Auf- und Abstieg durch das Whymper-Couloir machen werden.
So machten wir uns dann am Montag Morgen kurz nach 3 Uhr auf den Weg, welcher durch unsere Inspektionstour vom Vortag auch bei Nacht sehr gut für uns zu finden war. Eine wunderbare Ruhe herrschte und die Konzentration sowie Gedanken lagen während dessen schon beim „Whymper“ – dieser Klassiker! Es war eine herrliche Stimmung, nur der Atem und das „einbeißen“ der Harscheisen war zu hören. Tausende von Sternen am klaren Himmel und der Mond über der dunklen Facette der Grande Jorasses.
Nach 3 ½ Std. waren wir dann pünktlich zum Sonnenaufgang am Bergschrund angelangt. Ski abschnallen, Steigeisen und Gurt anziehen, Geräte in die Hand und los ging´s. Die ersten 200 bis 300 Höhenmeter gingen ganz gut. Es war eisig und der Schnee gefroren, so dass die Geräte gut hielten. Doch spätestens nachdem wir vom Sekundärcouloir hinüberwechselten wurde die Schneeauflage immer weicher und tiefer. Bei zunehmender Sonneneinstrahlung und Wärme begann eine regelrechte Wuhlerei, zum Teil bis zur Hüfte durch den Schnee. Hier begannen wir dann auch gleitend zu Sichern, da wir nicht wußten ob der Hang hält und uns im schlimmsten Fall auf den insgesamt 600 Höhenmetern durch das Couloir nichts würde aufhalten im „Flug“ nach unten. Das Zwischensichern war an den eingerichteten, nicht vom Schnee verdeckten Abseilständen auch ganz gut möglich.