Deshalb startete ich dreieinhalb Wochen später am 23. August einen zweiten Versuch. Das Wetterfenster und das familiäre Zeitfenster waren für zwei Tage geöffnet, ein Wettersturz war für Freitag Mittag angekündigt.
Um 14 Uhr fuhr ich am Mittwoch in Betzweiler los und nach einer kurzen Nacht im Licht der Stirnlampe um 23 Uhr vom Parkplatz in Ferpècle zur Cabane de la Dent Blanche, die ich um 3:39 erreichte. Der noch vor wenigen Wochen schneebedeckte Gletscher unterhalb der Hütte war völlig schneefrei und ohne Steigeisen war nichts zu machen. Im Licht des Mondes glitzerten die Eiskristalle.
Noch war alles dunkel in der der Hütte, ob wohl noch andere Bergsteiger eine Begehung des Berges geplant hatten?
Ich hielt mich nicht lange auf, ich kannte ja den Weg durch die Felsen. Ein Wechsel von Steigeisen an und aus war oft notwendig, da die Felsen zwar trocken, der Firn jedoch überall hart gefroren war. Als ich nach der Wandfluelücke gerade einmal wieder die Steigeisen auszog bemerkte ich plötzlich andere Stirnlampen, zwei, drei Seilschaften, unverkennbar geführte Seilschaften mit Bergführer, gekonnte Seiltechnik mit kurzem Seil am Gletscher.
Ich beeilte mich den Blockgrat möglichst schnell hinter mich zu bringen, doch die Bergführer hatten einen besseren Weg gefunden und ehe ich mich versah hatten mich bereits zwei Seilschaften überholt. Plötzlich spürte ich auch die Höhe und die fehlende Akklimatisation, bei P3907. Am Großen Gendarm angekommen gab es dann Stau, alle Seilschaften reihten sich ein um durch das Couloir die Kletterschwierigkeit zu umgehen. Es machte richtig Spaß, mit den kleinen Gully-Eispickeln die Eisrinne aufzusteigen, etwa 50 Grad steil, im Eisklettern wäre das vielleicht WI 1.