Chris Semmel, hauptberuflich Bergführer und in der Forschung des Deutschen Alpenvereins(DAV) ein Sicherheitsexperte, informierte am Freitag 28.11. in der Aula der Theodor-Gerhard-Schule mehr als 60 Kletterer und Bergsteiger über Unfälle, die sowohl in den Kletterhallen als auch im alpinen Bereich passiert sind. Diese Unfälle hätten nicht passieren müssen – so Chris Semmel – wenn Material und Vorsicht in der notwendigen Weise eingesetzt worden wären. Dabei hilft oft auch ein Stück Angst vor dem Risiko.
Bei der Sicherheitsforschung des Deutschen Alpenvereins (DAV) laufen die Unfallmeldungen zusammen, deren Ursache auf mangelnde Qualität bei den benutzten Gegenständen Anlass zur Nachprüfung gab, oder eben das entsprechende Fehlverhalten, dem meist eine Folge von Fehleinschätzungen vorausging. Anhand einer Reihe von statistischen Angaben und entsprechender prozentualer Verteilungen, aus welchen Ursachen Unfälle in den Alpen und Klettergärten entstehen, wurde vom Referenten deutlich hervor gehoben, dass auch Mangel an Kenntnis, Kondition oder Ausrüstung Ursachen für die Unfälle darstellen. Stolpern in steilem Gelände sei häufigster Auslöser eines Unglückes bzw. eines Absturzes. Nicht die Berge an sich seien gefährlich, sondern der Mensch gefährdet sich selbst in den Bergen. Das Bewegen in den Bergen ist immer mit einem gewissen Risiko behaftet, das aber – nach Chris Semmel -, reduziert werden kann, wenn bestimmte erlernbare Mechanismen greifen um die Gefahren zu minimieren, die in bestimmten Situationen entstehen.
Der Vorsitzende der Sektion Freudenstadt, Joachim Rapp, stellte in seiner Begrüßung dar, dass diese Informationen „Lernen aus Unfällen“ sehr wichtig sind, um eigene Fehler zu vermeiden. Die vielen Fragen, die während des Vortrags an den Referenten gestellt wurden, verdeutlichten, dass auch bei den anwesenden Experten Fragen vorhanden sind, die sich in
dem breit gefächerten Spektrum des Alpinismus vom Klettern über das Höhenbergsteigen bis hin zu den Skitouren erstreckt. Da es aber eine hundertprozentige Sicherheit nicht gibt, insbesondere nicht dort, wo der Bergsteiger sich ständig ändernder Voraussetzungen gegenüber sieht, muss dann für die Tourenführer gelten, dass die Sicherheit der Personen das wichtigste ist, und ehrgeizige Ziele sich der Sicherheit unterzuordnen haben. Wer bricht seine Tour schon gerne ab, wenn er kurz unter dem Gipfel steht, aber das Wetter oder die sich ergebende Situation ein zu hohes Risiko für das Weitergehen ist?
Neben dem Erneuern der persönlichen Ausrüstungsgegenstände aus Gründen der Materialermüdung war die Rolle des Partnerchecks eine wichtige Größe in dieser Informationsveranstaltung. Die hohen Belastungen, die beispielsweise durch einen Seilsturz entstehen, können nur dann wirkungsvoll aufgefangen werden, wenn das Material auch die notwendige Festigkeit aufweist und dies ist nur dann der Fall, wenn das Material nicht durch Alterungsprozesse an Festigkeit verloren hat.
An dieser Veranstaltung haben neben der gastgebenden Sektion Freudenstadt auch Sektionen aus Ettlingen, Offenburg, Baden-Baden und Schramberg teil genommen. Dies zeigt, wie wichtig es den verantwortlichen Tourenführern ist, sich und die ihnen anvertrauten Bergkameraden sicher an das Ziel und auch wieder nach Hause zu bringen. Eine Tour – so das Fazit – ist erst zu Ende, wenn man mit dem Auto wieder in der Garage steht.
Im Schlusswort konnten der Referent und der Vorsitzende der Sektion Freudenstadt resümieren, dass wenn diese Informationsveranstaltung auch nur einen einzigen schweren Unfall vermeiden kann, dann hat sich dieser Abend gelohnt.
Am Ende standen die Anwesenden noch lange Zeit in Gruppen zusammen, um das Gehörte nochmals gemeinsam zu diskutieren und es werden trotzdem Situationen entstehen, wo der gesunde Menschenverstand und der Respekt vor den Gefahren die richtige Entscheidung hervor bringen muss.